ZeMKI, Zentrum für Medien-, Kommunikations- und Informationsforschung Tag der Erde am ZeMKI: Sechs Forschungsprojekte zur Verbindung von Kommunikation und Klima NewsZeMKI-News21. April 2025 Bildquelle: CanvaDer Tag der Erde, der jedes Jahr am 22. April begangen wird, bringt Menschen auf der ganzen Welt zusammen, um das Bewusstsein für den Schutz unseres Planeten zu schärfen und zum Handeln anzuregen. Es ist eine Zeit, um über die ökologischen Herausforderungen nachzudenken, vor denen wir stehen, und darüber, wie wir an Lösungen arbeiten können. Am ZeMKI untersuchen Forscher die entscheidende Rolle, die Medien und Kommunikation dabei spielen, wie wir eines der drängendsten Probleme unserer Zeit verstehen und uns mit ihm auseinandersetzen: den Klimawandel. Dieser Blogpost stellt sechs Projekte von ZeMKI-Mitgliedern vor. Von der Untersuchung, wie junge Aktivisten Nachrichten konsumieren und sich an der Politik beteiligen, bis hin zur Untersuchung, wie soziale Medienplattformen und KI-Technologien den öffentlichen Diskurs prägen, zeigen diese Projekte die mächtige Rolle, die digitale Medien in der heutigen Klimakommunikation spielen. Ob durch Influencer, visuelles Storytelling oder Plattform-Governance, die Forschung des ZeMKI spiegelt die vielen Möglichkeiten wider, wie Medienpraktiken und -technologien unser Wissen und unser Handeln angesichts dieser globalen Krise prägen. Politisches Handeln und Nachrichtennutzung der Fridays for Future-Bewegung in Deutschland Politisches Handeln findet nicht mehr nur auf der Straße statt – es entfaltet sich auch in digitalen Räumen: auf Plattformen, in Kommentarbereichen und über Hashtags.Die „Fridays for Future“-Bewegung ist ein prominentes Beispiel für diesen Wandel.Patrick Zerrer untersucht in seiner Dissertation den politischen Nachrichtenkonsum der Fridays for Future-Anhänger mit Hilfe modernster Smartphone-Tracking-Methoden. Seine Forschung kombiniert ein ausgeklügeltes Studiendesign mit innovativen Datenerfassungstechniken, die es ermöglichen, die Mediennutzung auf der Mikroebene zu erforschen – wie etwa das Lesen von politischen Beiträgen in sozialen Medien oder die Teilnahme an politischen Konversationen über WhatsApp – ohne die Privatsphäre der Teilnehmer zu gefährden. Die daraus resultierenden Daten bieten ein differenziertes und umfassendes Bild davon, wie junge, politisch engagierte Menschen in einer mobilen und digitalen Medienumgebung navigieren und Informationen konsumieren. Patrick Zerrer hat seine Dissertation im September 2024 erfolgreich verteidigt, und seine Monographie ist nun in der Staats- und Universitätsbibliothek Bremen zum Download verfügbar. Politischer Diskurs: Kommunikative KI und deliberative Qualität Der Klimawandel ist nach wie vor ein sehr umstrittenes Thema, und die Online-Diskussionen sind häufig von Politisierung und Polarisierung geprägt. Kann Technologie helfen, diese Debatten zu moderieren und ihre Qualität zu verbessern? Das Forschungsprojekt „Politischer Diskurs:Kommunikative KI und Deliberative Qualität“ von Cornelius Puschmann, Patrick Frey and Gregor Wiedemann vom Hans-Bredow-Institut geht dieser Frage nach. Mit einem experimentellen Ansatz untersucht das Projekt das Potenzial von Diskursmonitoring und -intervention durch Social Bots, die durch große Sprachmodelle (LLMs) angetrieben werden, um die Qualität öffentlicher Debatten zu beeinflussen. Das Projekt konzentriert sich auf deutschsprachige Diskussionen über den Klimawandel auf Plattformen wie Twitter/X, Mastodon und Bluesky. Das Forschungsteam entwirft und implementiert Bot-Interventionsszenarien, um deren Auswirkungen auf den politischen Diskurs zu analysieren und zu vergleichen. Als Teil der größeren ComAI-Forschungsgruppe, die von der DFG und dem FWF finanziert wird, bietet das Projekt wertvolle Einblicke in die Art und Weise, wie kommunikative KI Online-Konversationen gestalten kann. Die Rolle der sozialen Medienplattformen bei der Gestaltung des Diskurses über den Klimawandel Eine wichtige Rolle bei der Gestaltung des öffentlichen Diskurses spielen jedoch die Social-Media-Plattformen selbst, da sie das Nutzerverhalten strukturieren und durch ihre Verwaltungsmechanismen und ihr Design bestimmen, welche Inhalte sichtbar sind. In ihrer Dissertation untersucht Vasilisa Kuznetsova, wie sich die Moderation von Inhalten auf den Plattformen auf die Sichtbarkeit und Vielfalt von klimabezogenen Diskussionen auswirkt. Sie untersucht empirisch die Praktiken der Moderation von Plattforminhalten und algorithmische Empfehlungen, um die Auswirkungen der Plattformen auf den Diskurs über den Klimawandel besser zu verstehen. Theoretisch beleuchtet die Dissertation die Rolle technologischer Infrastrukturen bei der Gestaltung des öffentlichen Diskurses, mit besonderem Augenmerk darauf, wie Plattformen durch ihre Art der Steuerung politische Macht ausüben und welche soziale und politische Verantwortung damit einhergeht. Sie können mehr über Vasilisas Arbeit auf der ICA25 in Denver, USA, erfahren, wo sie ihre ersten Ergebnisse ihrer Doktorarbeit über die Praktiken der Inhaltsmoderation und die Strategien der öffentlichen Kommunikation der wichtigsten Social-Media-Plattformen im Zusammenhang mit dem Klimawandel vorstellen wird. INDI – Informiert durch Influencer Plattformen in den sozialen Medien sind auch für junge Menschen zu einer Anlaufstelle geworden, um sich über wissenschaftliche Themen wie den Klimawandel zu informieren. Das Projekt „Informiert durch Influencer“ von Cornelius Puschmann, Patrick Zerrer und Paul Pressmann untersucht, wie klimarelevante Informationen auf Plattformen wie Instagram, YouTube und TikTok von jungen Menschen in Deutschland geteilt und konsumiert werden. Ziel ist es zu verstehen, ob und wie Social Media-Inhalte zum Wissen der Nutzer über den Klimawandel beitragen. Die Forscher kombinieren mobiles Tracking, Nutzerbefragungen und die automatisierte Analyse von Videos und Audiodateien, um das Medienverhalten im realen Leben zu untersuchen. Mit einem starken Fokus auf Datenschutz beleuchtet das Projekt die Rolle, die soziale Plattformen beim alltäglichen Wissenstransfer spielen, und die Möglichkeiten, die sie für die Wissenschaftskommunikation und das öffentliche Engagement bieten. Das INDI-Projekt wird durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) gefördert. Identifizierung visueller Frames zum Klimawandel durch wirksame Prompts Visuelle Elemente spielen eine entscheidende Rolle bei der Gestaltung von Klima- und Umweltdebatten auf sozialen Plattformen. Mit dem Schwerpunkt auf der Weiterentwicklung computergestützter Methoden erforscht Yuru Li, wie visuelle Frames zum Klimawandel mithilfe effektiver Aufforderungen identifiziert werden können. Ihre Studie führt eine hybride, computergestützte Methode ein, um visuelle Frames zum Klimawandel auf sozialen Medienplattformen wie Instagram, Twitter/X, Facebook und TikTok zu analysieren. Die Studie analysiert Tausende von klimabezogenen Bildern mit einer Kombination aus automatischer Bildbeschriftung und Zero-Shot-Klassifizierung. Die resultierenden Beschreibungen und Themenetiketten werden dann zusammengeführt und mit Hilfe von Themenmodellierung weiterverarbeitet, um wiederkehrende visuelle Muster zu identifizieren. Die Methode hat sich als sehr zuverlässig erwiesen und bietet daher ein leistungsfähiges Instrument für ein besseres Verständnis der visuellen Kommunikation zum Thema Klimawandel und birgt erhebliches Potenzial für die Förderung des öffentlichen Engagements und politischer Maßnahmen. Sie können mehr über Yurus Studie auf der ICA25 in Denver, USA, erfahren, wo sie ihr Papier im Rahmen des Panels „Visual Storytelling“ vorstellen wird: Neu entstehende Rahmen und Praktiken“ vorstellen wird. Das fehlende Teil des Puzzles? Untersuchung des Verhältnisses zwischen Nachrichtenexposition, Bedeutung des Klimas und politischer Beteiligung Beeinflusst die Lektüre von Klimathemen die Art und Weise, wie Menschen über das Klima denken und wie hängt dies mit politischem Handeln zusammen? Die ZeMKI-Forscher Patrick Zerrer, Vasilisa Kuznetsova, Cornelius Puschmann, Hendrik Meyer von der Universität Hamburg und Lisa Merten vom Hans-Bredow-Institut versuchen, die komplexen Zusammenhänge zwischen der Nachrichtenlage, der wahrgenommenen Bedeutung des Klimas und der politischen Beteiligung zu verstehen. Unter Verwendung der POLTRACK-Daten, einer längsschnittlichen Sammlung von Webtracking- und Umfragedaten, die sich auf 2700 deutsche Panelisten konzentriert, kombiniert die Studie quantitative und computergestützte innovative Methoden, um die klimabezogene Medienexposition zu identifizieren und die komplexen kausalen Strukturen und vermittelnden Effekte zwischen den Variablen zu schätzen. Die Studie trägt zu unserem Verständnis von Nachrichtenkonsum, Klimakommunikation und deren Auswirkungen auf die Gesellschaft bei. Labs Lab Digitale Kommunikation und InformationsvielfaltLab Plattform-Governance, Medien und Technologie