Nr. 43 - Gregory Grieve, Kerstin Radde-Antweiler & Xenia Zeiler: Value Formations through Digital Gaming Arbeitspapiere Viele Videospiele haben einen ausdrücklichen Bezug zur Religion, sowohl als erzählerisches als auch als symbolisches Element. So zum Beispiel Prince of Persia (Ubisoft 2008), in dem der Spieler eine böse zoroastrische Gottheit besiegen muss, oder Tomb Raider (Square Enix 2013), dessen Endgegner eine scheinheilige Sonnenkönigin ist. Andere Spiele wie Assassin’s Creed (Ubisoft 2007), das im Dritten Kreuzzug spielt, und The Elder Scrolls V: Skyrim (Bethesda 2011), in dem es um einen Bürgerkrieg geht, der durch die Anbetung des Gottes Talos ausgelöst wird, verwenden sowohl reale als auch fiktive religiöse Ereignisse und Orte. Interessant ist jedoch, dass die Spieleentwickler zwar religiöse Elemente in die Spiele einbauen, die von den Forschern leicht ausgegraben werden können und über die sie spekulieren können, die Spieler selbst sich jedoch kaum für die religiösen Aspekte der Spiele zu interessieren scheinen (Grieve, Radde-Antwei- ler und Zeiler 2020). Wie sollten Religionswissenschaftler mit der Tatsache umgehen, dass die Auseinandersetzung der Spieler mit Religion und die Beschäftigung mit Religion vermieden, verboten und meist einfach ignoriert wird? Wenn nicht die Kategorie der Religion, wie sollten dann die Wissenschaftler der digitalen Medien solche religiösen Elemente theoretisieren? Wir argumentieren, dass ein genaueres Konzept die an- alytische Kategorie der Werteformationen wäre (siehe Grieve, Radde-Antweiler und Zeiler 2020). Anhand der Aufführung von Musik in Lord of the Rings Online (LOTRO) als Prüfstein definieren die Autoren Wert als eine Kategorie zweiter Ordnung, die verwendet wird, um zu theoretisieren, was Akteure für würdig oder unwürdig halten, und Wertformationen als die Sammlung und Systematisierung voneinander abhängiger und miteinander verwobener Werte. Um es klar zu sagen: Wir argumentieren nicht für irgendeine Art von bereits existierenden guten, schönen oder typischen (oder schlechten, hässlichen oder abweichenden) Werten. Stattdessen betrachten wir Wertbildungen aus einem sozial-konstruktivistischen Ansatz heraus (Grieve, Radde-Antweiler und Zeiler 2020). Weiterlesen Über die Autor:innen Gregory Price Grieve (gpgrieve@gmail.com)Gregory Price Grieve ist Professor und Leiter der Abteilung für Religionswissenschaften an der Universität von North Carolina in Greensboro. Er forscht an der Schnittstelle von Religion, Populärkultur und Buddhismus, mit besonderem Augenmerk auf religiösen Praktiken, die digitale Medien wie das Internet, virtuelle Welten und Videospiele nutzen. der International Academy for the Study of Gaming and Religion und deren neuer Zeitschrift Gamevironment Kerstin Radde-Antweiler (radde@uni-bremen.de)Kerstin Radde-Antweiler ist Professorin für Religionswissenschaft an der Universität Bremen, Arbeitsbereich „Literaturen und Medien der Religion“. Am Zentrum für Medien-, Kommunikations- und Informationswissenschaften (ZeMKI) ist sie Leiterin des Labs „Medien und Religion“. Ihre Forschungsschwerpunkte sind neue Medien, Rezeptionen und Transformationen biblischer Tropen in verschiedenen Medien, Ritual Studies (Ritualtransfer, Ritualdesign), akteursbezogene Religionsgeschichte und neuere Religionen, insbesondere der Hexendiskurs. Xenia Zeiler (xenia.zeiler@helsinki.fi)Xenia Zeilers Forschungs- und Lehrtätigkeit ist an der Schnittstelle von digitalen Medien, Kultur und Gesellschaft angesiedelt, insbesondere in Bezug auf Indien und globale indische Gemeinschaften. Ihr Schwerpunkt in diesem breiteren Feld der digitalen Kultur sind Videospiele und Spielforschung in Indien und darüber hinaus. Eng damit verbunden und unterstützend sind ihre anderen Forschungsschwerpunkte: Um zu verstehen, wie digitale Räume wie soziale Medien oder Videospiele und traditionellere Medienformate wie Film oder Fernsehen verschiedene Akteure formen und von ihnen geformt werden, erforscht und lehrt sie digitale Religion, Populärkultur, kulturelles Erbe und Mediatisierungsprozesse. Labs Lab Medien und Religion