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Mediatisierung zu erforschen, ist keine leichte Aufgabe. Mit dem Begriff ist nicht nur die Vorstellung verbunden, dass Medien eine gewisse „Spezifität“ haben, die als solche einen „Einfluss“ auf Kultur und Gesellschaft ausüben: Der Begriff impliziert auch einen Prozess der Veränderung. Wie aber lässt sich ein praktischer Ansatz für die Mediatisierungsforschung finden, wenn die Zeit, in der wir leben, von der „Mediatisierung von allem“ geprägt ist? Wie können wir eine solche Analyse durchführen, wenn nicht nur ein einzelnes Medium – das Fernsehen, das Handy, das Social Web – im Mittelpunkt stehen soll, sondern alle Medien in ihrer Gesamtheit?

Diese Fragen sind der Ausgangspunkt dieses Artikels, der das Ziel hat, einen transmedialen Ansatz der Mediatisierungsforschung zu entwickeln. Ich beginne mit einem kurzen Überblick über zwei der wichtigsten Traditionen der Mediatisierungsforschung. Dies bildet die Grundlage für ein Verständnis von Mediatisierung, das sich auf die „kommunikativen Figurationen“ konzentriert, durch die wir unsere „mediatisierten Welten“ konstruieren. Eine solche Konzeptualisierung ermöglicht es, die Mediatisierungsforschung aus einer diachronen und synchronen Perspektive zu re-theoretisieren.

Um eine solche Argumentation entwickeln zu können, ist es notwendig, das zugrunde liegende Verständnis von „Medien“ zu klären. Wenn ich diesen Begriff im Folgenden verwende, dann meine ich nicht „primäre“ Medien wie z. B. Sprache oder Schauspieltheater. Auch habe ich keine „verallgemeinerten“ Medien im Sinn – wie Geld, Liebe oder Macht. Im Gegensatz dazu beziehen sich alle meine Argumente auf die technischen Kommunikationsmedien, d.h. die verschiedenen Arten von Medien, die wir nutzen, um unsere Kommunikationsmöglichkeiten über das Hier und Jetzt hinaus zu erweitern: das Fernsehen, das (Mobil-)Telefon, das Social Web und so weiter.

Über den Autor

Andreas Hepp
Andreas Hepp ist Professor für Medien- und Kommunikationswissenschaft mit den Schwerpunkten Medienkultur und Kommunikationstheorie am ZeMKI, Zentrum für Medien-, Kommunikations- und Informationsforschung. Hepp schloss 1995 sein Studium der Germanistik und Politikwissenschaft mit dem Schwerpunkt Medienkommunikation an der Universität Trier ab. Von 1995 bis 1997 war er wissenschaftlicher Mitarbeiter in dem interdisziplinären Forschungsprojekt „Über das Fernsehen reden. Die alltägliche Aneignung des Fernsehens“ an der Universität Trier (gefördert von der Deutschen Forschungsgemeinschaft, DFG). 1997 promovierte er mit einer Arbeit über die alltägliche Aneignung des Fernsehens, die verschiedene kulturwissenschaftliche Perspektiven mit der soziologischen Gesprächsanalyse verbindet. Nach einer Habilitation an der Universität Trier war Andreas Hepp ab 1999 Lehrbeauftragter am Interfakultären Institut für Angewandte Kulturwissenschaften der Universität Karlsruhe (TH). Zwischen 1999 und 2003 arbeitete er zunächst als wissenschaftlicher Mitarbeiter, später als wissenschaftlicher Assistent am Institut für Medien- und Kommunikationswissenschaft der Technischen Universität Ilmenau. Während dieser Zeit war er auch Forschungsstipendiat an der Nottingham Trent University, UK, und Gastforscher an der University of Sunderland, UK. Im Jahr 2004 schloss er seine Habilitationsschrift über Medienkulturen und Globalisierung ab. In den Jahren 2003 und 2004 war er Vertretungsprofessor für Mediensoziologie und Medienpsychologie an der Universität Münster. Von 2005 bis 2010 war er Professor für Kommunikation am Fachbereich Kulturwissenschaften der Universität Bremen.