
Political Polarization and Individualized Online Information Environments: A Longitudinal Tracking Study (POLTRACK)
8. September 2025
Das Forschungsprojekt POLTRACK (Laufzeit: 2022–2025) untersucht, wie sich die Nutzung digitaler Informationsangebote auf die politische Meinungsbildung auswirkt. Geleitet wird es von Prof. Dr. Cornelius Puschmann, Dr. Lisa Merten, Dr. Sebastian Stier und Dr. Katrin Weller. Unterstützt wird das Team durch die Projektmitarbeiterin Helena Rauxloh. Gefördert wird das Vorhaben von der Leibniz-Gemeinschaft.
Das Internet ist heute die wichtigste Quelle für Nachrichten und politische Informationen. Doch die Vielfalt an Inhalten ist riesig – von seriösem Journalismus bis hin zu extremistischen Meinungen. Immer wieder wird spekuliert, dass diese Informationsfülle das Publikum spalte und zu einer stärkeren politischen Polarisierung beitrage. Wissenschaftliche Belege dafür sind bisher jedoch rar und widersprüchlich.
Genau hier setzt POLTRACK an: Durch ein Zusammenspiel von Kommunikations-, Politik- und Computational Social Science wird untersucht, wie sich die tatsächliche Online-Nutzung auf politische Meinungen auswirkt. Dafür werden ein Jahr lang rund 1.500 Bürger*innen begleitet. Neben Umfragen zu Demografie, politischer Haltung und Mediennutzung geben die Teilnehmenden auch Einblick in ihr Surfverhalten: Mit ihrer Zustimmung werden die von ihnen besuchten Webseiten automatisch erfasst.
Durch Web Crawling und Textanalysen der Inhalte lassen sich so die Themenvielfalt, die Informationsquellen und die auftretenden Akteure genau bestimmen. Anschließend werden diese Daten mit den Veränderungen der politischen Einstellungen der Teilnehmenden über die Zeit hinweg in Beziehung gesetzt.
Die Forschenden hoffen, auf diese Weise fundierte Antworten auf zentrale Fragen zu finden: Tragen Online-Echokammern tatsächlich zur Polarisierung bei? Welche Rolle spielt die Vielfalt der Informationsquellen für den gesellschaftlichen Zusammenhalt? Und welche Konsequenzen ergeben sich für die Regulierung digitaler Plattformen?
Erste Forschungsergebnisse von POLTRACK stehen bereits fest: Das Team fand heraus, dass Menschen, die Verschwörungen und eine pro-russische Haltung haben, eher zu alternativen Nachrichten neigen. Die Analyse hilft also, alternative Nachrichten besser zu verstehen. Außerdem zeigen die Ergebnisse, dass sowohl Sympathie als auch Antipathie gegenüber beliebten Politikern die Internet-Suche nach ihnen beeinflusst. Die Suchanfragen sind unterschiedlich. Bei der Suche nach Politikerinnen stehen das Privatleben und äußerliche Eigenschaften öfter im Vordergrund als bei Politikern.
Ergebnisse wie diese könnten daher nicht nur die wissenschaftliche Debatte entscheidend voranbringen, sondern auch wichtige Impulse für Politik und Gesellschaft liefern.
Hier kann Literatur rund um die Forschung zu politischer Polarisierung und Medienexposition nachgeschlagen werden.
Das Paper „Politicized and Paranoid? Assessing Attitudinal Predictors of Alternative News Consumption“ untersucht, warum Menschen alternative Nachrichten konsumieren.
- Puschmann, C., Stier, S., Zerrer, P., & Rauxloh, H. (2024). Politicized and Paranoid? Assessing Attitudinal Predictors of Alternative News Consumption. Journal of Broadcasting & Electronic Media, 68(4), 489–518. https://doi.org/10.1080/08838151.2024.2383411
Das Paper „How affect shapes online information seeking about political actors“ untersucht, welche Faktoren die Internet-Suche nach Politiker:innen beeinflusst, und wie sich Suchmuster nach Geschlecht der gesuchten Politiker:in unterscheiden.
- Puschmann, C., Rauxloh, H., Merten, L., Stier, S., Weller, K., & Kulshrestha, J. (2025). How affect shapes online information seeking about political actors. New Media & Society, 0(0). https://doi.org/10.1177/14614448251346199
Weitere Publikationen:
- Rauxloh, H., Merten, L., Schulze, H., Moeller, J., & Lerch, I. (18. Juli 2023). Je mehr Nachrichtenquellen, desto besser für die Demokratie? Vielfalt der Informationsexposition und Selbstwirksamkeitsgefühle. Vortrag auf der 9. Internationalen Konferenz für Computational Social Science, Kopenhagen, Dänemark.
- Puschmann, C., Rauxloh, H., Stier, S., Weller, K., & Kulshrestha, J. (20. Juli 2023). Aufdeckung von Mustern in der politischen Suche mit Umfrage- und Trackingdaten. Vortrag auf der 9. Internationalen Konferenz für Computational Social Science, Kopenhagen, Dänemark.
- Rauxloh, H., Merten, L., Möller, J., Schulze, H., & Lerch, I. (23. Juni 2024). Je mehr Nachrichtenquellen, desto besser für die Demokratie? Informationsvielfalt und Selbstwirksamkeitsgefühle. Jahreskonferenz der International Communication Association, Gold Coast, Australien.
- Zerrer, P., Merten, L., Stier, S., Puschmann, C., & Mangold, F. (2024, 24.-27. September). Enthüllung des mobilen Medienmosaiks: Analyse von Nachrichtenrepertoires durch Kombination individueller mobiler und Desktop-Tracking-Daten. Akzeptierter Vortrag auf der European Communication Conference der European Communication Research and Education Association (ECREA), Ljubljana, Slowenien.
- Merten, L., Rauxloh, H., Stier, S., Puschmann, C., Kulshrestha, J., & Weller, K. (2024, 24.-27. September). Politische Polarisierung und Diversität in der Online-Informationsexposition: Eine Längsschnittstudie. Akzeptierter Vortrag auf der European Communication Conference der European Communication Research and Education Association (ECREA), Ljubljana, Slowenien.
- Puschmann, C., Rauxloh, H., Merten, L., Stier, S., Kulshrestha, J., & Weller, K. (2024, 24.-27. September). Die Grünen im Blick? Prädiktoren und Kontingenzen parteipolitischer Informationssuche mit Online-Suchmaschinen. Akzeptierter Vortrag auf der European Communication Conference der European Communication Research and Education Association (ECREA), Ljubljana, Slowenien.
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