
- Datum: 6. May 2021 – 7. May 2021
- Ort: Universität Leuphana Lüneburg
Organisator_innen:
Dr. Simone Jung (Lüneburg), Dr. Miira Hill (Bremen), Dr. Victor Kempf (Berlin)
Medientechnologien stellen nicht nur Möglichkeitsräume bereit, in denen gesellschaftliche Konflikte zum Ausdruck gebracht und verhandelt werden. Sie transformieren auch die Form des öffentlichen Sprechens und den politischen Diskurs. Diese Entwicklungen sind an sich nicht neu, technische Innovationen und damit einhergehende Umbrüche gab es in der Geschichte immer wieder.
Mit der Digitalisierung ist in Verbindung mit globalen Phänomenen eine Entgrenzung der Öffentlichkeit zu beobachten, die Jürgen Habermas jüngst als „Entformalisierung der öffentlichen Kommunikation“ (2020) beschrieben hat. Die Hybridität von Medienformationen, in denen sich Online- und Offline-Kommunikation permanent überlagern, erzeugen neue Dynamiken. Will man Öffentlichkeiten als kommunikativ konstruierte Räume verstehen, in denen sich verschiedene Perspektiven und Identitäten in Beziehung setzen und miteinander verbinden (vgl. Fraser 1992, Calhoun 1992, Mouffe 2014), geraten kulturelle Kämpfe und politische Auseinandersetzungen in den Blick. In Erweiterung zu deliberativen Modellen (vgl. Habermas 1990) stellen neuere Konzepte das Verständnis von Öffentlichkeit als eine empirische Kategorie in den Vordergrund und fragen dabei auch nach nichtliberalen, nichtbürgerlichen, konkurrierenden Öffentlichkeiten. Als „Effekt der Medien“ (Bunz 2013, S. 63) und „empirische Praxis der Verknüpfung von Kommunikationen“ (Hahn/Langenohl 2017, S. 5) wird Öffentlichkeit weder normativ noch ontologisch vorausgesetzt, sondern konstruiert sich diskursiv über konflikthafte Auseinandersetzungen und medientechnisch induzierte Verfahren. Hier eröffnen sich neue Diskussionen sowohl über mediale Praktiken und Infrastrukturen als auch über hegemoniale Herrschaft, Gewalt und Repression.
Vor diesem Hintergrund fragt die Tagung nach den Bedingungen, Möglichkeiten und Effekten zur Herstellung von (politischen) Öffentlichkeiten in der Gegenwart.
Donnerstag, 6. Mai 2021
Auftakt
18:00 – 19:30 Uhr
Paula Diehl (Kiel): Von Berlusconi zu Trump. Populismus und Massenmedien.
Freitag, 7. Mai 2021
Begrüßung und Einführung
10:00 – 10:30
Panel I “Wandel und Digitalisierung”
10:30 – 12:00
Andreas Bernard (Lüneburg): Theorie des Hashtags
Simone Jung (Lüneburg): Debattenkulturen. Zwischen klassischer und digitaler Öffentlichkeit
Andreas Jungherr (Jena): Digitale Medien und Öffentlichkeit
Panel II „Kunst und Ästhetik“
13:00 – 14:30
Gesa Frömming (Siegen): „Verrohung durch digitale Kommunikation“ – Einige kulturhistorische Anmerkungen zu einem aktuellen Topos
Nina Zahner (Düsseldorf): „Das Kunstpublikum als Ort der Auseinandersetzung um legitime Formen des Weltwahrnehmens“
Miira Hill (Bremen): „Der Fremde in der digitalen Gesellschaft. Zum Verhältnis von Öffentlichkeit und Übersetzung.“
Panel III „Politische Schauplätze“
15:00 – 16:30
Karsten Schubert (Freiburg): Digitale Infrastruktur und Identitätspolitik
Floris Biskamp (Göttingen): Antimuslimischer Rassismus als systematisch verzerrtes KommunikationsverhältnisAletta Diefenbach (Berlin): Weder Hass noch Hetze? Zur affektiven Wirksamkeit rationalisierter Islamkritik
Podiumsdiskussion „Wissenschaft und Öffentlichkeit“ 18:00 – 19:30
Julika Griem (Essen)
Paula-Irene Villa Braslavsky (München)
Samstag, 8. Mai 2021
Panel IV „Demokratie- und Gesellschaftstheorie“
10:30 – 12:00
Justo Serrano (Groningen): Experimentalismus und die doppelte gegenhegemoniale Kraft von Öffentlichkeiten
Helge Schwiertz (Hamburg): Demokratisierung der Demokratie durch Teilöffentlichkeiten und partikulare Politiken im Feld der Migration
Victor Kempf (Berlin): Was nötigt zur Öffnung? Migrationsgesellschaft, Demokratie und Öffentlichkeit
Panel V „In Verteidigung der Öffentlichkeit?“
13:30 – 15:00
Ricarda Drüeke (Salzburg): Umkämpfte Öffentlichkeiten: Rechte Akteur_innen und digitale vernetzte Medien
Romy Jaster (Berlin): Geteilte Öffentlichkeiten – die Epistemologie der Echokammer
Astrid Séville (München): Appelle an den Bürger. Öffentliche Ansprache in Zeiten des Populismus
Abschlussvortrag
16:00 – 17:30
Nora Sternfeld (Hamburg): Wie können wir zusammen handeln in einer Welt, die uns zunehmend isoliert? Kuratorische Öffentlichkeit unter infrastrukturellen Bedingungen
Gefördert vom Niedersächsischen Ministerium für Wissenschaft und Kultur (MWK)