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„Guten Abend, meine Damen und Herren“ – so begrüßten langjährig die Ansagerinnen und Ansager der ARD ihr Publikum. Mit einem „Check In“-Button fordert der Internetfernsehsender Joiz auf seiner Webseite seine jugendlichen ZuschauerInnen auf, sich live in einer laufenden Sendung anzumelden (http://www.joiz.de/home, Stand 6.6.2014). Diese Adressierungen markieren einen grundlegenden Wandel des Mediums Fernsehen hin zu unterschiedlichen Formen des Internetfernsehens und Social TV. Während die Adressaten der klassischen Ansager nur parasozial angesprochen werden, ansonsten jedoch unsichtbar bleiben, werden die Adressaten von Joiz über die Webtechnologie sowohl für die Produzierenden als auch für die anderen ZuschauerInnen im Angebot sichtbar. Für den Check-In erhalten die betreffenden Nutzerprofile Punkte und werden namentlich in der Sendung eingeblendet. Auch sonst setzt der Sender auf die Einbindung des Publikums, etwa per Skype oder Chat. Das Bewegtbildprogramm von Joiz kann derweil nicht nur über die Webseite, sondern auch per IPTV, Kabelanschluss oder Satellit auf dem Fernseher, auf Tablets und Smartphones empfangen werden.

Das vorliegende Arbeitspapier widmet sich diesem Wandel vom herkömmlichen Fernsehen zum Internetfernsehen und verfolgt dabei zwei Ziele. Erstens setzt es sich in einer Fallstudie anhand von Beispielen mit der Frage auseinander, inwiefern das Fernsehen auf Ebene der inhaltlichen und ästhetischen Gestaltung bestimmte Publika adressiert und somit konstruiert. An diese Untersuchung bisheriger „Adressierungsformen“ und ihrer Zielpublika schließt eine Betrachtung von Publikumskonstruktionen des Internetfernsehens an. Auf diese Weise soll die Frage aufgeworfen werden, inwiefern sich im Medienwandel die Konstruktionen der Publika von Bewegtbildangeboten verändern.Zweitens lässt sich anhand dieses Beispiels zeigen, wie die Heuristik kommunikativer Figurationen (Hepp/Hasebrink 2014; 2013) zur interdisziplinären Synergiebildung zwischen handlungsorientierten sozialwissenschaftlichen und artefaktorientierten medienwissenschaftlichen Forschungsrichtungen n beitragen kann. Das zeigt sich in unterschiedlichen möglichen Ebenen der Untersuchung von Medienangeboten und ihren Publika.

Über die Autor:innen

Joan Kristin Bleicher
Joan Kristin Bleicher ist seit 2007 ordentliche Professorin für Medienwissenschaft am Institut für Medien und Kommunikation der Universität Hamburg sowie assoziierte Mitarbeiterin am HansBredow-Institut für Medienforschung. Sie studierte Germanistik, Amerikanistik und Allgemeine Literaturwisssenschaft in Giessen, Bloomington/USA und Siegen. Sie promovierte an der Universität-GHSiegen und war zwischen 1986-1995 Mitarbeiterin im DFG-Sonderforschungsbereich 240 “Ästhetik, Pragmatik und Geschichte der Bildschirmmedien. Schwerpunkt: Fernsehen in der Bundesrepublik Deutschland” an den Universitäten Siegen und Marburg. Sie lehrte an den Universitäten in Saarbrücken, Marburg, Lüneburg und Hamburg. Joan K. Bleicher habilitierte an der Universität Hamburg und lehrt in den Fächern Medienkultur und Journalistik.

Sebastian Armbrust
Sebastian Armbrust ist seit 2013 wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Medien und Kommunikation der Universität Hamburg und arbeitet derzeit an einem Promotionsprojekt zur Dramaturgie zeitgenössischer US-amerikanischer Fernsehserien. Darin knüpft er an Modelle der kognitiven Narratologie und Semantik an, um die Konstruktion serieller Erzählungen und ihrer fiktionalen Welten zu untersuchen. Mit einer Magisterarbeit über „visuelle Metaphern im Film“ schloss er 2010 sein Studium der Medienkultur und Amerikanistik an der Universität Hamburg ab. Seit Herbst 2010 ist er Mitglied der interdisziplinären Graduate School Media and Communication an der Universität Hamburg, die sein Promotionsprojekt 2010-2013 durch ein Stipendium im Rahmen der Landesexzellenzinitiative unterstützte.