Nr. 34 - Florian Hohmann, Alessandro Belli und Andreas Hepp: Manual for media diary software: MeTag Analyze & MeTag App Arbeitspapiere Medientagebücher sind eine etablierte Methode in der Medien- und Kommunikationsforschung und können als methodischer Ansatz für eine Vielzahl unterschiedlicher Forschungszwecke eingesetzt werden. Sie können zur Untersuchung von Zeitbudgets für bestimmte Medien, von Mustern interpersonaler Medienkommunikation und für viele andere Zwecke eingesetzt werden (vgl. Gershuny & Sullivan 1998, Jäckel & Wollscheid 2006, Linke 2010 oder Berg & Düvel 2012). Auch in der Medienpädagogik können Medientagebücher ein pädagogisches Instrument sein (Berg 2019; Hyers 2018), z.B. um die eigene Mediennutzung bewusst zu machen. Darüber hinaus sind sie ein geeignetes Instrument, um Mediennutzung aus einer prozessualen Perspektive zu rekonstruieren, d.h. um zu zeigen, wie Medienpraktiken entstehen und sich über die Zeit entwickeln, sei es über einen Tag, eine Woche, einen Monat etc. Aufgrund dieser Ausrichtung auf die Erfassung von Zeiträumen sind Medientagebücher auch eine etablierte Methode, um Medienrepertoires aus einer prozessualen Perspektive zu untersuchen (Hepp et al. 2016). Diesem Potenzial sind jedoch prinzipiell praktische Grenzen gesetzt: Tagebücher können zwar mit Stift und Papier geführt werden und werden traditionell auch so geführt, sie stellen jedoch gewisse Herausforderungen an die Datenerhebung: Sie erfordern von den Teilnehmern ein hohes Maß an Engagement, und die Erstellung der Einträge kann zeitaufwändig sein. Weniger gebildete Teilnehmer (z. B. Kinder) zögern oft, den Fragebogen auszufüllen. Die Rücklaufquote ist in der Regel gering und die gesammelten Daten können unstrukturiert sein, was eine vergleichende Analyse erschwert. Eine Möglichkeit, diese Unzulänglichkeiten zu überwinden, ist die Verwendung digitaler Tagebücher. Während einige Studien auf die Nutzung von Programmen wie WhatsApp zurückgreifen, um tagebuchähnliche Daten zu erheben (Kaufmann & Peil 2020), gibt es auch Forschungssoftware, die speziell für digitale Medientagebücher entwickelt wurde. Ein Beispiel hierfür ist das Programm MeTag (Hohmann 2021), dessen Funktionen in diesem Handbuch ausführlich beschrieben werden. Neben der Vereinfachung der Datenerhebung durch eine Smartphone-App bietet es auch ein Backend zur prozessorientierten Datenanalyse, das durch Visualisierung helfen kann, Prozessmuster der Mediennutzung zu erkennen. Mit Blick auf die oben skizzierten unterschiedlichen Zielsetzungen ist MeTag so konzipiert, dass es verschiedene Arten der Forschung von der standardisierten bis hin zur nicht-standardisierten Datenerhebung unterstützt. Das Ziel von MeTag Analyze und der dazugehörigen MeTag-App (erhältlich in den App-Stores von Apple für iOS und Google für Android) ist es, Forschern ein Werkzeug zur Erfassung und Analyse von Medientagebüchern zur Verfügung zu stellen. Die Datenerfassung erfolgt über die oben genannte MeTag-App auf den Smartphones der Teilnehmer. Die Datenanalyse erfolgt über eine webbasierte Backend-App namens MeTag Analyze, die gleichzeitig als Start- und Endpunkt für die Datenerhebung dient. Weiterlesen Über die Autoren Forian HohmannFlorian Hohmann, M.A., ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am Zentrum für Medien-, Kommunikations- und Informationsforschung (ZeMKI). Er arbeitet im DFG-geförderten Projekt „Nachhaltige Bereitstellung von Software für crossmediale Praktiken und digitale Spurensuche – Ein ‚Co-Creation-Ansatz‘ zur Entwicklung eines Infrastrukturmodells für die digitalen Tagebuch- und Sortier-Apps MeTag und MeSort“. Alessandro BelliAlessandro Belli, M.A. ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am Zentrum für Medien-, Kommunikations- und Informationsforschung (ZeMKI). Er arbeitet im DFG-geförderten Projekt „Die nachhaltige Bereitstellung von Software für crossmediale Praktiken und digitale Spurenforschung – Ein ‚Co-Creation-Ansatz‘ zur Entwicklung eines Infrastrukturmodells für die digitalen Tagebuch- und Sortier-Apps MeTag und MeSort“. Andreas HeppAndreas Hepp ist Professor für Medien- und Kommunikationswissenschaft mit den Schwerpunkten Medienkultur und Kommunikationstheorie am ZeMKI, Zentrum für Medien-, Kommunikations- und Informationsforschungforschung. Hepp schloss 1995 sein Studium der Germanistik und Politikwissenschaft an der Universität Trier mit dem Schwerpunkt Medienkommunikation. Von 1995 bis 1997 war er wissenschaftlicher Mitarbeiter in dem interdisziplinären Forschungsprojekt „Vom Fernsehen reden. Die alltägliche Aneignung des Fernsehens“ an der Universität Trier (gefördert von der Deutschen Forschungsgemeinschaft, DFG). 1997 schloss er seine Dissertation über die alltägliche Aneignung des Fernsehens ab und verband dabei verschiedene Perspektiven der Cultural Studies mit der soziologischen Gesprächsanalyse. Nach seiner Habilitation an der Universität Trier war Andreas Hepp ab 1999 Lehrbeauftragter am Interfakultären Institut für Angewandte Kulturwissenschaft der Universität Karlsruhe. Zwischen 1999 und 2003 arbeitete er zunächst als wissenschaftlicher Mitarbeiter, später als wissenschaftlicher Assistent am Institut für Medien- und Kommunikationswissenschaft an der Technischen Universität Ilmenau. Während dieser Zeit war er auch Forschungsstipendiat an der Nottingham Trent University, UK, und als Gastwissenschaftler an der University of Sunderland, UK. Im Jahr 2004 hat er seine Habilitationsschrift zum Thema Medienkulturen und Globalisierung ab. In den Jahren 2003 und 2004 war er Vertretungsprofessor für Mediensoziologie und Medienpsychologie an der Universität Münster. Von 2005 bis 2010 war er Professor für Kommunikation am Fachbereich Kulturwissenschaften der Universität Bremen.