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„Sprechen Sie mit Siri wie mit einem Menschen“, empfahl Apple den Nutzern seines KI-Sprachassistenten Siri im Jahr 2011, nachdem dieser in das iPhone-Betriebssystem integriert worden war (MacArthur, 2014). Diese Botschaft sollte ein Gefühl der Vertrautheit mit dem Assistenten erzeugen. Apple suggerierte, dass bereits alles vorhanden sei, um die neue Technologie in den Alltag zu integrieren: Die Nutzer müssten lediglich ihre Gesprächsgewohnheiten um den unsichtbaren Gesprächspartner im Telefon erweitern.

Angesichts des raschen Erfolgs von Siri und anderen KI-Sprachassistenten in den darauf folgenden Jahren könnte Apples Anregung Wirkung gezeigt haben. Ähnliche Tools wurden bald auch von anderen führenden digitalen Unternehmen entwickelt: Amazon stellte Alexa 2014 vor, Google folgte 2016 mit seinem Assistant, während Microsofts Cortana, das inzwischen eingestellt wurde, noch früher, nämlich 2013, auf den Markt kam. In nur wenigen Jahren hat die Technologie den begrenzten Raum der Smartphones verlassen und Einzug in alle Arten von digitalen Geräten gehalten, von Uhren über Tablets bis hin zu Lautsprechern, die sowohl im privaten als auch im beruflichen Umfeld eingesetzt werden. So wie grafische Benutzeroberflächen visuelle Informationen nutzen, um die Interaktion zu erleichtern, basieren KI-Sprachassistenten auf Software, die Spracheingaben erkennt und ausgibt. Die Befehle und Fragen des Benutzers werden dann von Sprachverarbeitungsalgorithmen verarbeitet, die Antworten auf die Fragen des Benutzers geben oder Aufgaben wie das Versenden von E-Mails, das Suchen im Internet oder das Einschalten einer Lampe ausführen. Jeder Assistent wird als individueller Charakter oder Persona dargestellt (z. B. „Siri“ oder „Alexa“), der zwar kein Mensch ist, aber als solcher dargestellt und mit dem interagiert werden kann. Wie Marktstudien und unabhängige Berichte bestätigen, wurden sie von hunderten Millionen Nutzern weltweit angenommen, was die Sprache zu einem zentralen Medium für die Interaktion mit vernetzter Computertechnologie macht (Hoy, 2018).

Über den Autor

Simone Natale
Simone Natale ist Professor für Kommunikations- und Medienwissenschaften an der Universität Loughborough, UK, und stellvertretender Herausgeber der Zeitschrift Media, Culture & Society. Im Jahr 2019 war er Visiting Research Fellow des ZeMKI an der Universität Bremen, Deutschland. Seine Arbeiten wurden in führenden Fachzeitschriften seiner Interessengebiete veröffentlicht, darunter New Media & Society, Communication Theory, Journal of Communication, Convergence und Media, Culture & Society. Er ist Autor zweier Monographien:

  • Supernatural Entertainments: Victorian Spiritualism and the Rise of Modern Media Culture (Penn State University Press, 2016) und
  • Deceitful Media: Artificial Intelligence and Social Life after the Turing Test (forthcoming with Oxford University Press).