Nr. 28 - Martine Stevens und Patrick McCurdy: Fort McMurray, Climate Change and ‘The Beast’: A Critical Discourse Analysis of Canadian News Editorials and Opinions Arbeitspapiere Im April 2019 zeigte ein Bericht von Environment and Climate Change Canada, dass sich Kanada doppelt so schnell erwärmt wie der Rest der Welt (Environment and Climate Change Canada 2019). Zu den vielen erwarteten Folgen der globalen Erwärmung gehört auch eine erwartete Zunahme von Waldbränden in Kanada. In Kanadas Wäldern treten regelmäßig Waldbrände auf: Jährlich ereignen sich etwa 8.000 Waldbrände, die durchschnittlich mehr als 2.000.000 Hektar Land verbrennen (Natural Resources Canada, 2017). Waldbrände spielen eine zentrale Rolle bei der Regeneration von Waldökosystemen. Allerdings erfordern Waldbrände, die weitreichende und zerstörerische Auswirkungen auf die umliegenden menschlichen Gemeinschaften haben und somit soziale Verwerfungen verursachen, die besondere Aufmerksamkeit mehrerer Disziplinen, darunter Geographie, Soziologie, Natur- und Biowissenschaften sowie Medienwissenschaften. Die zunehmende Häufigkeit und das Ausmaß von Waldbränden sind von großer Bedeutung (Jolly et al., 2015; Environment and Climate Change Canada 2019): Die jüngsten Mega-Waldbrände in Alberta, British Columbia, Kalifornien und Texas in den Jahren 2016 und 2017 zeigen die sozialen, ökologischen und politischen Auswirkungen dieser neuen Realität. Die Wissenschaft erinnert uns immer wieder daran, dass extreme Wetterereignisse und Naturkatastrophen auf den anthropogenen Klimawandel zurückzuführen sind und eine messbare Bedrohung für Infrastruktur, Wirtschaft und Gemeinschaften darstellen (Stoker et al., 2013). Trotz der Gefahr solcher Katastrophen besteht die Möglichkeit, wissenschaftlich fundierte Aussagen über die Wechselwirkungen zwischen menschlichen Aktivitäten und der Atmosphäre zu ignorieren, abzulehnen, zu widerrufen oder umzuinterpretieren. In einer Zeit tiefgreifender Umweltkrisen und starker Medialisierung beruht das öffentliche Verständnis von Krisen zumindest teilweise auf deren medialer Darstellung. Die kritische Analyse von Fallstudien zu medial vermittelten Katastrophen im Kontext von Klimawandel und Umweltkatastrophen bietet daher wichtige Einblicke in die Darstellung von Krisen. Dieses Arbeitspapier enthält eine Diskursanalyse der kanadischen Medienberichterstattung über einen bestimmten Waldbrand, der im Mai 2016 die Stadt Fort McMurray, Alberta, einkreiste. Der Brand mit dem Namen „The Beast“ vertrieb die Bevölkerung der Stadt, und die Folgen beeinträchtigen weiterhin das Leben der Einwohner. Die Zuschreibung des Klimawandels als Ursache des Waldbrandes löste eine Debatte in den traditionellen und sozialen Medien sowie in den Stellungnahmen prominenter Bundespolitiker aus. Da eine Reihe von Quellen und Rednern unterschiedliche Interpretationen des Waldbrandes vorbrachten, wurde der Wissenschaft der Zuschreibung – der wissenschaftlichen Arbeit, die das Ausmaß quantifiziert, in dem Treibhausgasemissionen das Risiko extremer Wetterereignisse beeinflussen – unterschiedliche Bedeutung beigemessen (Corneliussen 2016). Weiterlesen Über die Autor:innen Martine StevensMartine Stevens hat einen MA in Kommunikationswissenschaften der Universität Ottawa. Sie arbeitet als Kommunikationsbeauftragte bei Indigenous Services Canada. Ihre Forschung konzentriert sich auf den Meinungsdiskurs, der nach dem Waldbrand in Fort McMurray 2016 veröffentlicht wurde, um zu verstehen, wie Sprache in Kommentaren nach Naturkatastrophen wirkungsvoll eingesetzt wird. Patrick McCurdyPatrick McCurdy ist assoziierter Professor im Fachbereich Kommunikation an der Universität Ottawa. Im Jahr 2017 war er Visiting Research Fellow des ZeMKI an der Universität Bremen. Seine Forschungsschwerpunkte liegen in den Bereichen Medien und Kommunikation, Journalismus und soziale Bewegungen, um Medien als Ort und Quelle sozialer Kämpfe und Auseinandersetzungen zu untersuchen. Zuletzt hat Patrick in seinem Projekt Mediatoil (www.mediatoil.ca) die Entwicklung von Werbung und Kampagnen für Öl- und Teersandvorkommen von 1970 bis heute untersucht. Patricks Arbeiten wurden in mehreren wissenschaftlichen Zeitschriften veröffentlicht und er ist Co-Autor von Protest Camps (Zed 2013) und Mitherausgeber von drei Büchern: Protest Camps in International Context: Spaces, Infrastructures and Media of Resistance (Policy Press 2017), Beyond WikiLeaks: Implications for the Future of Communications, Journalism and Society (Palgrave 2013) und Mediation and Protest Movements (Intellect 2013).