Nr. 10 - Leif Kramp: Conceptualizing metropolitan journalism: New approaches, new communicative practices, new perspectives? Arbeitspapiere Der Journalismus steht auf der Kippe: Seine institutionellen Säulen kämpfen heftig mit den wirtschaftlichen Herausforderungen, die sich aus den veränderten Mediengewohnheiten und der Unberechenbarkeit dessen, was beim Publikum an Beliebtheit gewinnt und verliert. Das Publikum wird von Tag zu Tag fragmentierter. Sie können aus unzähligen digitalen Mediendiensten und Inhalten auswählen, wobei sie nur durch ihre eigenen Fähigkeiten in Bezug auf Kompetenzen und Ressourcen begrenzt sind. Dies treibt den Wettbewerb zwischen den etablierten Nachrichtenorganisationen und immer neuen Akteuren, die in die globale Informationsökosphäre eintreten. In einer sich rasch urbanisierenden Welt, in der die Städte wachsen und ein neues Maß an Komplexität erreichen (vgl. Kouritt/Nijkamp/Scholten 2015), hat der Journalismus viel zu leisten und ist gleichzeitig Transformationsherausforderungen konfrontiert. Es war Simmel, der die komplexen Interdependenzen sozialer Interaktion in einer Metropole mit gravierenden Folgen für die (öffentliche) Kommunikation betonte: “The relationships and affairs of the typical metropolitan usually are so varied and complex that without the strictest punctuality in promises and services the whole structure would break down into an inextricable chaos. Above all, this necessity is brought about by the aggregation of so many people with such differentiated interests, who must integrate their relations and activities into a highly complex organism. If all clocks and watches in Berlin would suddenly go wrong in different ways, even if only by one hour, all economic life and communication of the city would be disrupted for a long time.” (Simmel 2000 [1903]: 50) Vor dem Hintergrund dieses tiefgreifenden Wandels versuchen die Journalisten, Wege zu finden, um ihre Funktion in der Gesellschaft zu erhalten. Der Journalismus als Praxis ist mit scheinbar endlosen Möglichkeiten konfrontiert, neue Medientechnologien, -werkzeuge und -dienste zu nutzen, um Nachrichten zu produzieren und Informationen auf neue Weise und in neuen Formen zu präsentieren. Weiterlesen Über den Autor Leif KrampDr. Leif Kramp ist Kommunikations- und Medienwissenschaftler und seit 2011 Forschungskoordinator am Zentrum für Medien-, Kommunikations- und Informationsforschung (ZeMKI) an der Universität Bremen. Zuvor lehrte und forschte Kramp an der Macromedia Hochschule für Medien und Kommunikation in Hamburg, als Senior Research Fellow am Institut für Medien- und Kommunikationswissenschaft in Berlin sowie als wissenschaftlicher Projektmitarbeiter am Hans-Bredow-Institut für Medienforschung in Hamburg. Kramp studierte Journalistik, Medien- und Kommunikationswissenschaft, Geschichte und Volkswirtschaftslehre an der Universität Hamburg. Er lehrt am Institut für Historische Publizistik, Kommunikations- und Medienwissenschaft der Universität Bremen, der Jacobs University Bremen und der Hamburg Media School. Er ist Gründungsmitglied und Vorstandsmitglied der Gesellschaft für Medien- und Journalismuskritik und Gründungsmitglied der deutschen wissenschaftlichen Initiative Audiovisuelles Erbe. Kramp ist Mitglied im Redaktionsbeirat des Autorenportals VOCER und einer der Leiter des Nachwuchsförderprogramms VOCER Innovation Medialab.