Forschung Projekte Das Gesicht in Film- und Medienkunst als ästhetisches Spiel mit Identität und Kritik an Sicherheitssystemen AbgeschlossenForschungssprojekt Laufzeit: 2019 – 2022Projektleitung: Prof. Dr. Winfried PauleitDas an das ZeMKI-Lab „Film, Medienkunst und Populärkultur“ angegeliederte Projekt erforscht die Reflexion biometrischer Gesichtserkennung und algorithmisch gesteuerter Sicherheitsdispositive in zeitgenössischer Fotografie, Film- und Medienkunst. Unter der Leitung von Prof. Dr. Winfried Pauleit und dem Nachwuchswissenschaftler Dr. Rasmus Greiner werden im Projekt unterschiedliche ästhetische Aneignungsformen von Überwachungstechnologien untersucht. Dabei soll das (audio-)visuelle Spiel mit der menschlichen Identität im Wechselspiel mit netzwerkgesteuerten Überwachungstechnologien als explizite Kritik am Bestreben einer lückenlosen Erfassung und Kontrolle des Menschen gedeutet werden. Die ästhetische Reflexion und Reproduktion von Überwachungsmechanismen drückt ein Unbehagen an der Technologie aus, die als Werkzeug einer apparitiven Zurichtung und Handhabbarmachung des Menschen eingesetzt wird. Die ästhetischen Strategien unterschiedlicher Künstler*innen sollen dabei als Repräsentation einer „facialen Gesellschaft“ gelesen werden, die primär über die Erkennbarkeit und Darstellung von Gesichtern fungiert. Die Darstellung menschlicher Identität verlagert sich folglich in medial erfasste und bearbeitete Gesichter. Zeitgleich werden computergesteuerte Technologien der biometrischen Gesichtserkennung etabliert, wie sie bereits an öffentlichen Plätzen wie Bahnhöfen und Flughäfen zum Abgleich mit erfassten Straftätern eingesetzt werden. Ausgehend von der kulturwissenschaftlichen Theoriebildung untersuch das Projekt künstlerische Strategien im Umgang mit medialen Repräsentationen des Gesichts und deren Kritik an digitalen Sicherheitssystemen. Exemplarisch analysiert werden soll unter anderem die 2013 entstandene Fotoserie „spirit is a bone“ der britischen Fotografen Adam Broomberg und Oliver Chanarin, die zur Generierung von (Phantom-)Gesichtern eine russische Überwachungstechnologie zu Hilfe nahmen. Die Fotografen stellen ihre Serie bewusst in den fotohistorischen Kontext der Erfassung der menschlichen Physiognomie zum Zweck einer Typisierung und Kategorisierung des äußeren Erscheinungsbildes mit dem Ziel der vorsorglichen Erkennung von Straftätern. Das Gesicht soll als Schnittstelle einer Vielzahl von ästhetischen und medienspezifischen Diskursen und Konflikten gedeutet werden. Perspektivisch geht es um einen Brückenschlag zwischen einer kulturhistorisch orientierten Kunst- und Medienwissenschaft und einer technologiebasierten Informastionsforschung. Das Projekt wird ermöglicht durch die Zentrale Forschungsförderung (ZF) der Universität Bremen. Personen Prof. Dr. Winfried Pauleit Labs Lab Film, Medienkunst und Populärkultur