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Dieses Kolloquium präsentiert Forschungsergebnisse zur Sozialgeschichte von Algorithmen am Arbeitsplatz. Diese Forschung untersucht, wie frühere Medien der Prozessvisualisierung und -rationalisierung – insbesondere Flussdiagramme – die heutige algorithmische Automatisierung vorwegnehmen. Der aktuelle Schwerpunkt liegt auf zwei Fallstudien: dem Aufkommen des Flussdiagramms im wissenschaftlichen Management (1920er Jahre) und Flussdiagrammen in der militärischen Computerprogrammierung (1940er Jahre). Die Neupositionierung von Algorithmen als Medien am Arbeitsplatz und nicht als neuartige technologische Interventionen lenkt die Aufmerksamkeit auf die organisatorischen Erfordernisse, die zur algorithmischen Automatisierung führen. Dies wiederum verbindet kritische Orientierungen zu Algorithmen wieder mit klassischen soziologischen Fragen zur Bürokratie („Regieren vom Schreibtisch aus“) und zur Delegation von Verwaltungsaufgaben an Medien. Ich behaupte, dass diese Fallstudien dazu anregen, darüber nachzudenken, ob die Verwaltung am Arbeitsplatz und demokratische Kontrolle technokratischen politischen Lösungen vorzuziehen sind, wenn es darum geht, Probleme im Zusammenhang mit algorithmischen Entscheidungsprozessen anzugehen.

Lebenslauf:

Andrew Whelan ist Dozent für Soziologie an der University of Wollongong in New South Wales, Australien. Seine Forschungsinteressen gelten den politischen und sozialen Auswirkungen automatisierter Entscheidungsfindung und algorithmischer Governance auf unser Verständnis von öffentlicher Verwaltung, Organisation und Bürokratie. Er ist 2025 Fellow am Hanse-Wissenschaftskolleg in Delmenhorst und Autor des Buches „Destruction of Documents“, das 2026 bei MIT Press erscheinen wird.

Zum Abstract als Download: Research-Seminar_2025-11-19_Whelan