
Geschichte des ZeMKI
2005–2010: Gründung und Etablierung
Am 26. Mai 2005 wurde das Zentrum für Medien-, Kommunikations- und Informationsforschung (ZeMKI) der Universität Bremen unter dem ursprünglichen Namen Institut für Medien, Kommunikation und Information (IMKI) gegründet.

In den folgenden Jahren etablierte sich das IMKI zunehmend als relevanter Akteur der Medienforschung, insbesondere durch die Beteiligung an Projekten im Rahmen des DFG-Schwerpunktprogramms „Mediatisierte Welten“. Dabei war das Institut insbesondere durch die Forschungsarbeiten von Friedrich Krotz, Andreas Hepp und Andreas Breiter an zentralen Verbundprojekten beteiligt.

2011–2013: Umbenennung, Umzug und strukturelle Neuaufstellung
Im Zuge einer grundlegenden Reorganisation wurde das Institut am 9. Februar 2011 in „Zentrum für Medien-, Kommunikations- und Informationsforschung“ (ZeMKI) umbenannt. Mit dieser Namensänderung ging ein stärkerer Fokus auf interdisziplinäre Forschung einher, insbesondere durch die Einführung thematisch orientierter Forschungslabs, die sich durch eine flexible, projektbezogene Struktur auszeichnen. Zugleich fand ein räumlicher Umzug statt: Das Institut verließ das Seminar- und Forschungsverfügungsgebäude (SFG) der Universität Bremen und bezog ein eigenes Institutsgebäude in der Linzer Straße 4.

Wissenschaftlich bedeutend war in dieser Zeit auch die Einrichtung des neuen Bachelorstudiengangs „Kommunikations- und Medienwissenschaft“ im Jahr 2012, der die Lehre am ZeMKI auf eine breitere Grundlage stellte. Die enge Zusammenarbeit mit der Bremer Medienwirtschaft fand Ausdruck durch stark frequentierte Austauschformate wie das „Forum Medienpraxis“ für Studierende.

Die europäische Vernetzung des ZeMKI wurde weiter ausgebaut durch die European Media and Communication Doctoral Summer School, die von 2013 bis 2015 dreimal in Folge in Bremen stattfand. Diese bedeutende internationale Sommerschule brachte jährlich an die 50 Promovierende sowie zahlreiche renommierte Forschende aus ganz Europa an das ZeMKI und machte Bremen zu einem zentralen Ort der mediatisierungsbezogenen Doktorandenausbildung.

2014–2017: Konsolidierung, internationale Sichtbarkeit und neue Forschungsverbünde
Ab 2014 nahm das ZeMKI verstärkt die Rolle eines international sichtbaren Forschungszentrums wahr. Dies zeigte sich insbesondere in der Konzeption und Leitung der „Creative Unit Communicative Figurations“, einem durch die Universität Bremen geförderten Forschungsverbund, der neue theoretische und empirische Perspektiven zur Beschreibung der Transformation mediatisierter Gesellschaften und Kulturen erarbeitete. Die Arbeiten innerhalb der Creative Unit verhalfen dem Zentrum zu überregionaler Sichtbarkeit und brachten es in Dialog mit Debatten rund um algorithmische Kommunikation, digitale Öffentlichkeiten und transkulturelle Medienpraktiken.

Diese Phase war auch durch eine strategische Neupositionierung in der Lehre geprägt. Der Masterstudiengang „Medienkultur“ wurde in „Medienkultur und Globalisierung“ umbenannt, um den internationalen Fokus und die zunehmende Bedeutung transnationaler Perspektiven auf Medienentwicklungen stärker zu betonen. Zudem baute das ZeMKI seine Rolle als Gastgeber internationaler Fachveranstaltungen weiter aus und war regelmäßig Ausrichtungsort von Fachtagungen, Workshops und Konferenzen. In dieser Phase starteten auch die ZeMKI-Mediengespräche, zunächst im Bremer Haus der Wissenschaft, später in den Pusdorf-Studios und dem Bremer Presse-Club, mit prominenten Gästen aus der Medienpraxis, um aktuelle Fragen des Medienwandels zu diskutieren, begleitet von einem interessierten Publikum und dem Medienpartner Radio Bremen.

2017 wurde auch erstmals das ZeMKI Visiting Research Fellowship ausgeschrieben, das seitdem jährlich internationale Gastwissenschaftler:innen mit ausgewiesener Expertise im Bereich Medien- und Kommunikationsforschung nach Bremen einlädt. Dies etablierte einen nachhaltigen Austausch zwischen lokalen und internationalen Forschungsansätzen.
2018–2022: Institutionalisierung als Zentrale Wissenschaftliche Einrichtung und thematische Ausweitung
Im Herbst 2018 stellte das ZeMKI einen Antrag beim Akademischen Senat der Universität Bremen, den Status einer Zentralen Wissenschaftlichen Einrichtung (ZWE) zu erhalten. Mit der erfolgreichen Bewilligung im Februar 2019 wurde das ZeMKI offiziell als forschungsstarke, fachbereichsübergreifende Institution mit strategischer Relevanz für die Universität Bremen anerkannt. Diese institutionelle Aufwertung sicherte dem ZeMKI strukturelle Kontinuität und erhöhte zugleich seine Sichtbarkeit in universitätsübergreifenden Forschungsstrategien.

Die ZeMKI-Jahrestagungen widmeten sich in dieser Zeit zentralen gesellschaftlichen Themen – etwa Datenmacht, Plattformisierung oder der Rolle von Medien in Transformationsprozessen – und trugen dazu bei, das Zentrum auch thematisch als Impulsgeber zu positionieren.

Seit 2023: Forschungsschwerpunkte, KI und neue interdisziplinäre Strukturen
Seit 2023 ist die interdisziplinäre Forschungsarbeit am ZeMKI entlang von drei zentralen Forschungsschwerpunkten organisiert. Diese Struktur ermöglicht eine thematisch fokussierte, aber flexibel vernetzte Arbeit in unterschiedlichen Lab-Konstellationen.
Der erste Forschungsschwerpunkt „Automatisierung und Datafizierung von Kommunikation“ untersucht die Auswirkungen automatisierter Kommunikationssysteme und der Datafizierung auf gesellschaftliche, politische und kulturelle Prozesse. Im Fokus stehen dabei Technologien wie Chatbots und KI-gestützte Sprachsysteme sowie deren Einfluss auf Kommunikationsdynamiken in Bereichen wie Journalismus, Bildung und politischer Kommunikation.
Der zweite Schwerpunkt „AV-Kulturen“ analysiert die mediale Organisation und Ästhetik audiovisueller Produktionen sowie deren Nutzung durch verschiedene Akteur:innen. Ziel ist es, durch die Verbindung objektorientierter und akteurszentrierter Medienforschung Erkenntnisse über den Einfluss audiovisueller Medien auf politische und ästhetische Vergemeinschaftungsprozesse zu gewinnen.
Der dritte Forschungsschwerpunkt „Digital Gaming“ verfolgt eine ganzheitliche Perspektive auf Gaming als kulturelles Phänomen in einer mediatisierten Gesellschaft. Untersucht werden die Rolle von Spielen in digitalen Medienumgebungen und deren Einfluss auf kommunikative Praktiken sowie soziale Kontexte, wobei transmediale und transformative Aspekte berücksichtigt werden.
Vor diesem Hintergrund entstand die Forschungsgruppe „Communicative AI: The Automation of Societal Communication“, die mit Beginn des Jahres 2025 offiziell eingerichtet wurde. Sie wird als DFG-Forschungsgruppe neun Teilprojekte und ein Koordinationsprojekt umfassen. Ziel ist es, die weitreichenden Veränderungen gesellschaftlicher Kommunikation durch generative KI systematisch zu analysieren – etwa im Hinblick auf öffentliche Debatten, journalistische Praktiken oder politische Diskurse.

Bereits 2023 startete die öffentliche Vortragsreihe „ComAI Lectures“, die in interdisziplinärer Perspektive internationale Forschende zum Austausch über KI und Kommunikation einlädt. Auch war das ZeMKI im Jahr 2023 nach 14 Jahren ein zweites Mal Gastgeber der Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Publizistik- und Kommunikationswissenschaft (DGPuK).

Zudem wurde der Studiengang „Medienkultur und Globalisierung“ eingestellt und durch den internationalen Master „Media and Public Engagement“ ersetzt, der verstärkt partizipative Medienformate, gesellschaftliche Teilhabe und Engagement in den Mittelpunkt rückt.
Mit dem Zuzug der Labs „Medien und Religion“ und „Medien und Bildung“ in die Linzer Straße sowie dem damit verbundenen Aufbau eines Gaming Studios ab dem Jahr 2024 setzte das ZeMKI schließlich einen weiteren Akzent auf die experimentelle Erforschung immersiver Medienumgebungen, Gamification und digitaler Partizipation. Internationale Konferenzen zur Rolle generativer KI in der visuellen Kommunikation und zu Gaming in mediatisierten Gesellschaften markieren den aktuellen Stand eines Zentrums, das gleichermaßen auf wissenschaftliche Tiefe, gesellschaftliche Relevanz und strukturelle Innovationsfähigkeit setzt.