Andreas Hepp zu ChatGPT und Pioniergemeinschaften
26. November 2025
Anlässlich des 3. Jahrestages von ChatGPT teilt ZeMKI-Mitglied Andreas Hepp seine Expertise dazu, wie Visionen von Pioniergemeinschaften ChatGPTs Entwicklung und gesellschaftliche Verortung geprägt haben.
ChatGPT bringt die Visionen der 1980er – mit all ihren Problemen
Aus den 1980er Jahren stammt die Vision, KI als „sprechendes Desktop“ zu haben und ein KI basiertes „Narrowcasting“ zu betreiben: Für jede und jeden die eigenen Inhalte, wie im Gespräch. Es hat dann vier Jahrzehnte gedauert, bis diese Visionen technisch umgesetzt in den Alltag der Menschen sickern. Die Probleme der Idee sind aber geblieben: Die KI-Technologie webt sich tief in das Leben der Menschen ein, im Vordergrund stehen aber nicht Gemeinwohl und gemeinsame Interessen, sondern der „User“ als Datengenerator und kommerzielles Objekt.
Aktuelle Vorstellungen gehen viel weiter
Gegenwärtig stellen sich Pioniergemeinschaften und Technologieentwickler eine noch viel radikalere Verbreitung von KI vor: In Organisationen bspw. sollen Sprachmodelle fortlaufend alle Kommunikation – per Mail, gesprochen – monitoren. Entstehen sollen nicht nur automatisch Protokolle und ToDo-Listen. Die Idee ist auch, jenseits von Hierarchien zu vernetzen, Innovationscluster zu entdecken und vieles mehr. Die alte Vision der kybernetischen Organisation kommt und von dort ist es nur ein kleiner Schritt, solche Visionen auf der Ebene von ganzen Gemeinden und Ländern zu denken.
Bereits die KI-Vision ist entscheidend – wenn die Technologien da sind, ist es zu spät
Wir sind es gewohnt, uns erst mit Technologien zu befassen, wenn sie da sind. Kritisch über Plattformen und Social Media machte man sich Gedanken nach deren massenhaften Verbreitung, nicht als sie erdacht wurden. Mit der Verbreitung ist es aber zu spät. Wir sollten die Visionen der Pioniergemeinschaften und frühen Entwicklungsgemeinschaften viel ernster nehmen und uns Fragen: Welche Technologien wollen wir, die uns entsprechen? Und ganz aktuell: Welche KI wäre wirklich für unsere Gesellschaft produktiv?
