ZeMKI, Zentrum für Medien-, Kommunikations- und Informationsforschung Akzeptanz und Nutzungsintensität von Blogs als Lernmedium in Onlinekursen Allgemein23. Oktober 2012 Auf der GMW 2012 haben Thomas Bernhardt und ich einen Beitrag mit dem Titel „Akzeptanz und Nutzungsintensität von Blogs als Lernmedium in Onlinekursen“ vorgestellt. Der Tagungsband „Digitale Medien. Werkzeuge für exzellente Forschung und Lehre“ (herausgegeben von Gottfried Csanyi, Franz Reichl & Andreas Steiner), in dem sich eine Vielzahl interessanter Ansätze aus der (Hochschul-)Praxis finden, steht kostenlos online zum Download verfügbar. Ausgangspunkt der Untersuchung war der von uns seit 2010 durchgeführt Onlinekurs „Erfolgreich Studieren mit dem Internet“ (eStudi). Hier der Abstract (S.141): In diesem Beitrag wird dargestellt, auf welche Akzeptanz Blogs als Lernmedium bei Studierenden stoßen. Innerhalb eines einsemestrigen Onlinekurses im Studien bereich Schlüsselqualifikationen (Studium Generale) der Universität Bremen wurden hierfür Studierende aus vier aufeinanderfolgenden Durchläufen befragt, wie ihnen die eigene Blogarbeit beim Erreichen des Seminarziels geholfen hat. Nach der Darstellung der Motivation und der Einordnung der Arbeit in den Forschungskontext rund um den Einsatz von Weblogs in Onlineseminaren und dem Lernen durch Reflexion, werden der Einsatz sowie die Ergebnisse der Untersuchung vorgestellt (n=79), bevor eine Einschätzung des Einsatzes von Weblogs in der Hochschullehre als alternative Prüfungsform stattfinden soll Die Zusammenfassung liest sich wie folgt: „Die Beteiligung der Studierenden in unserem Seminar am Bloggen war durchaus unterschiedlich. Teilnehmende, die wenig bloggten, hielten den Aufwand für das Schreiben neuer Beiträge, die Reflexion über das Gelernte und Bezug auf andere Beiträge zu nehmen, für viel höher als die anderen Studierenden. Insgesamt empfanden die Teilnehmer/innen, die sich nicht im notwendigen Umfang beteiligt hatten, den Zeitaufwand für das Führen der Blogs am wenigsten angemessen. Dieses Paradoxon (weniger gemacht, aber den Aufwand höher eingeschätzt) deutet darauf hin, dass die Intensität der Blogarbeit in unserer Seminarkonzeption für diese Studierenden deutlich über das Maß hinausging, welches sie sich für eine General Studies Veranstaltung mit 3 CP vorgestellt hatten. So überschätzten dann auch über 70 % dieser Gruppe der „überlasteten Wenigschreiber“ subjektiv den Umfang ihrer geleisteten Blogarbeit. Der erhoffte, für Teile der Blogosphäre typische, verteilte Diskurs konnte nur in Ansätzen bei ungefähr einem Viertel der Studierenden beobachtet werden. Die Blogs wurden von dem größeren Teil der Studierenden eher als eine Art öffentliches Hausaufgabenheft verstanden und umgesetzt. Eine höhere Beteiligung wäre äußerst wünschenswert, korreliert doch die Anzahl der Kommentare und des Feedbacks mit der Anzahl der Blogbeiträge. Ob nun mehr Beiträge einfach nur mehr Kommentare anziehen, oder ob die vermehrten Kommentare auch zum häufigeren Bloggen motivieren: Diese Frage muss in weiteren Studien untersucht werden. Der in dieser Studie festgestellte Zusammenhang zwischen subjektiv erreichten Lernzielen und der Anzahl abgearbeiteter Aufgaben deutet die Eignung des Weblogs als Medium zur Intensivierung von Lernprozessen in Onlineseminaren an.“ Für die weitere Entwicklung des eStudi Konzeptes kommen wir zu folgenden Schlüssen (S.150-151): a) den Studierenden werden Beispielblogs mit guter Reflexionstiefe vorgestellt; b) der Mehrwert einer ausgeprägten Kommentarkultur wird aufgezeigt; c) Information über noch zu erfüllende Aufgaben werden im Blog-Dashboard bereitgestellt; d) automatisierte Zuteilung von zu kommentierenden Beiträgen unter den Teilnehmer/inne/n zur Beförderung des Peer-Tutoring und zur Unterstützung der Key-Tutoren und e) kontinuierliche Bewertung der Blogs auf Basis des in diesem Beitrag vorgestellten Kriterienschemas und Rückmeldung an die Studierenden. Auch unsere Studie bestätigt also wieder die Erfahrung, dass (Blog-)Schreiben zwar zu einer intensiveren Auseinandersetzung mit den Lerninhalten eines Seminares beitragen kann, dieser Prozess jedoch didaktisch gestaltet und begleitet werden muss. Innovativ ist in unserem Ansatz sicherlich der Ansatz des Peer-Tutorings durch ein Parallelseminar, über den wir auf der GMW 2013 berichten werden. (Quelle: Bernhardt, Thomas & Wolf, Karsten D. (2012), Akzeptanz und Nutzungsintensität von Blogs als Lernmedium in Onlinekursen. In Gottfried Csanyi, Franz Reichl & Andreas Steiner (Hrsg.), Digitale Medien. Werkzeuge für exzellente Forschung und Lehre. Waxmann:Münster, 141–152.)