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Leipzig – nicht das Tor zur Welt wie Hamburg“, behaupteten die Autoren einer Sendung zum Millenniumsjubiläum von Leipzig im Deutschlandradio 2015. Ihre Aussage traf das allgemeine Gefühl in Leipzig, nicht so berühmt wie Paris oder Hamburg zu sein. Obwohl die Leipziger schon immer stolz auf ihre großstädtischen Traditionen waren. Das gilt auch für Hamburg: Beide Städte haben sich häufig als weltoffen präsentiert (Amenda/Grünen 2008; Rembold 2003a; Rembold 2003b). Kein Wunder, dass beide Städte in den Mediendiskursen der 1950er Jahre immer wieder als weltoffene Metropolen bezeichnet wurden.

Was wir hier beobachten, ist die kommunikative Konstruktion von raumbezogenen Identitäten in massenmedialer Kommunikation. Mit Blick auf die 1950er Jahre wird sich unser Beitrag auf die fortlaufende mediale Konstruktion raumbezogener Identitäten in Hamburg und Leipzig. Wir fragen daher, wie kollektive raumbezogene Identitäten imaginiert, konstruiert und rekonstruiert, geformt und verändert wurden. Insbesondere, wie wurden globale Bezugspunkte in massenmedialen Diskursen hergestellt? Wie wurden sie mit lokalen Merkmalen verbunden? Und wie funktionierten sie als Teil von sich verändernden Prozesse der Gemeinschaftsbildung innerhalb der beiden Städte?

In Anlehnung an Stuart Hall argumentieren wir, dass die Menschen in Hamburg und Leipzig mit multiplen Identitäten konfrontiert waren (Hall 1992): Die Medienkommunikation in Hamburg und Leipzig in den 1950er Jahre umfasste unterschiedliche raumbezogene Identitäten – sowohl in verwobener als auch in konkurrierenden Weise. Insbesondere das Lokale und das Globale standen in enger Wechselwirkung bei der Konstruktion bestimmter städtischer raumbezogener Identitäten.

Über die Autorinnen

Inge Marzsolek
Inge Marszolek hat bis 30.09.2012 an der Universität Bremen in den Fächern Geschichte und Kulturwissenschaften gelehrt. Als Gast war sie am International Institute for Holocaust Research (1999/2000) und an der Hebrew University in Jerusalem (2001) tätig. Sie ist Mitglied der Forschergruppe „Kommunikative Figurationen im Wandel“ (Hamburg/Bremen).

Yvonne Robel
Yvonne Robel arbeitet seit Juli 2013 als Wissenschaftliche Mitarbeiterin im Teilprojekt „Kommunikative Figurationen von Mediendiskursen im historischen Wandel“ der Creative Unit „Kommunikative Figurationen“ des ZeMKI, Universität Bremen. Zuvor war sie als wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Geschichte der Carl von Ossietzky Universität Oldenburg sowie als wissenschaftliche Projektmitarbeiterin am Institut für Kulturwissenschaft der Universität Bremen tätig. 2012 promovierte sie in Bremen (Dr. phil.) mit einer diskursanalytischen Arbeit über politisch-öffentliches Genozidgedenken in Deutschland. Yvonne Robel studierte Kulturwissenschaften, Ethnologie und Ost-/Südosteuropawissenschaften an den Universitäten Leipzig und Halle (Saale). Seit 2007 lehrt sie in den Fächern Kulturwissenschaft und Geschichte
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